KZ-Gedenkhain
Der KZ-Ehrenhain auf dem Westfriedhof wurde erst im Jahr 1950 auf Betreiben von Philipp Auerbach vom bayerischen Landesentschädigungsamt errichtet. Er gliedert sich in 3 Teile. Zum einen das zentrale Mahnmal, dann die Gedenksteine links und rechts des Mahnmals.
Die Inschrift des Mahnmals
„Der Stein, der sie zu Boden zwang, deckt alle voll Erbarmen.
Der Tod, der wild die Geißel schwang, hält sie in Freundes Armen“
ist wenig aussagekräftig und unterstellt – ganz im Geiste der 1950er Jahre - eine Art Erlösung gerade durch die Verfolgung und Erniedrigung. Vor allem gibt die Inschrift keinen Hinweis, um welche KZ-Opfer es sich tatsächlich handelt. Die seitlichen Darstellungen und Inschriften weisen eher auf KZ-Häftlinge hin, die in Steinbrüchen arbeiten mussten, wie es in Mauthausen und Flossenbürg ja auch der Fall gewesen ist, aber nicht in Augsburg, wo die KZ-Häftlinge in den Messerschmitt-Werken arbeiten mussten. Ein Hinweis darauf fehlt völlig.
Bei näherer Betrachtung gibt es aber viele Unstimmigkeiten, Unklarheiten und Ungereimtheiten. Beginnend mit der Zahl der hier ruhenden Opfer: Denn allein die Namen der Gedenktafeln umfassen 297 Namen, die 42 unbekannten, also nicht identifizierten Opfer nicht eingerechnet. Zudem streuen sich die Todesdaten der Opfer -anders als die Jahreszahl 1945 auf dem Mahnmal suggeriert - zwischen 1933 und 1945.
Die Gedenksteine sind weitgehend einheitlich gestaltet und enthalten lediglich Namen und Geburtsdatum bzw. Alter, aber weder Todesdatum und Todesort noch Nationalität.
Vielfach sind die Namen falsch geschrieben. Die Namensschreibung in den folgenden Tabellen orientiert sich daher an offiziellen Dokumenten, insbesondere Sterbeurkunden, aber auch Häftlingspersonalbogen und -karteikarten.
Wie viele Opfer tatsächlich im Ehrenhain bestattet sind, ist offen: Die Opfer der Luftangriffe sind in der Regel nach Dachau gebracht und dort eingeäschert worden. Einige der Augsburger NS-Opfer wurden in Familiengräber bestattet, die meisten dürften aber ebenfalls anderrnorts eingeäschert worden sein.
Lediglich die Toten des KZ-Außenlagers Pfersee dürften größtenteils auf der linken hinteren Seite des Ehrenhains begraben liegen. Eine Ausnahme bilden dabei wiederum westeuropäische Häftlinge, deren sterbliche Überreste bis 1950 in ihre Heimat überführt wurden.
Einige Häftlinge konnten nicht identifiziert werden, da sie in den letzten Kriegsmonaten ohne Registrierung bestattet wurden. Bei der Exhumierung der Toten im Dezember 1949 war dann eine Identifizierung nicht mehr möglich. Sie dürften aber mit den 42 Unbekannten gemeint sein, auf die ein Gedenkstein hinweist.
Die linke Seite des Gedenkhains
Die Erinnerungssteine auf der linken Seite des Gedenkhains erinnern links hinten neben dem Mahnmal zunächst an 80 Tote des KZ-Außenlagers Augsburg Pfersee aus 10 Nationen. Die Namen sind hier ohne erkennbare Systematik angeordnet.
Nach vorne hin folgen dann Gedenksteine mit den Namen von 82 in Augsburg (und Umgebung) lebenden Menschen, die in anderen Konzentrationslagern, Tötungsanstalten (Schloss Hartheim; Bernburg) oder auf andere Weise ums Leben gekommen sind. Die meisten Gedenktafeln sind auch hier mit einem Kreuz versehen, 2 mit einem Davidstern und etliche mit dem Symbol für Feuerbestattungen.
Bei den Augsburger Toten handelt es sich im Mittelteil und vorne links vor allem um polizeiliche Vorbeugehäftlinge und sog. „Asoziale“. Erst nach unten rechts hin folgen dann die politischen Gegner der Nationalsozialisten aus Augsburg, die ihren Widerstand mit dem Tode bezahlt haben, darunter so bekannte Namen wie Clemens Högg, Hans Adlhoch, Leonhard Hausmann, Beppo Wager, Fritz Pröll u.a..
Eine Ausnahme bilden fünf jüdische Ungarinnen, die während eines Transports aus dem KZ Ravensbrück nach Burgau am Bahnhof Hochzoll ausgeladen wurden, nachdem sie an „Erschöpfung“ gestorben waren. Für sie gibt es inzwischen auch einen eigenen Gedenkstein.
Dokumentation linke Seite Gedenkhain
Die rechte Seite des Gedenkhains
Auf der rechten Seite des Gedenkhains wird an 117 KZ-Häftlinge erinnert, die den Luftangriffen vom 25.2., 16.3. und 13.4.1944 zum Opfer gefallen sind, als sie entweder in den Messerschmitt-Werken arbeiteten oder sich im KZ-Außenlager Haunstetten an der Inninger Straße aufhielten oder – wie am 16.3. - im nahe gelegenen Stadtwald Schutz suchten. 2 Häftlinge kamen beim Luftangriff auf das Übergangslager in Gablingen ums Leben, 5 starben an Krankheiten, einer wurde wohl erschossen, weil er nach einem Luftangriff nicht rechtzeitig ins Lager zurückkehrte. Die Toten stammen aus 12 Nationen, die meisten von ihnen aus Polen und aus Frankreich, aber auch aus dem Deutschen Reich.
Die Erinnerungssteine sind hier weitgehend nach Nationen geordnet.
In kyrillischer Schrift wird auf einem Grabstein im Zentrum an 4 russische Tote erinnert, bei denen es sich aber um in Göggingen erschossenen Zwangsarbeiter handelt, zu denen es aber keine weiteren Dokumente gibt.
Die Namen von über 120 russischen und ukrainischen KZ-Häftlingen, die ebenfalls bei den Luftangriffen ums Leben gekommen sind, konnten erst vor Kurzem recherchiert werden, bislang finden sie sich weder hier noch auf der Gedenktafel in Haunstetten.
Dokumentation rechte Seite Gedenkhain
Vorläufige Liste der "vergessenen" sowjetischen Luftkriegsopfer aus dem KZ-Außenlager Haunstetten